Relais und Resopal – Die Restaurierung eines Klassikers

Ein Personenaufzug aus den 1960er Jahren in einem Drahtglasschacht im Treppenauge. So weit, so bekannt und noch in einigen Gebäuden anzutreffen. Dennoch werden original erhaltene Exemplare dieses Aufzugstyps immer seltener. Grund genug, sich mit dem Potential einer solchen Anlage auseinanderzusetzen und die Ergebnisse unserer Restaurierungsmaßnahme stellvertretend für die Aufzüge der 1950er bis 1970er Jahre an dieser Stelle zu zeigen.

Im Ausgangszustand zeigte sich der Aufzug in wenig ansehnlichem Zustand. 60 Jahre der Nutzung und Reparaturen hatten ihre Spuren hinterlassen, zudem war die Zuverlässigkeit im Alltag durch sporadische Ausfälle nicht mehr vollständig gegeben. Wir freuen uns, dass sich der Eigentümer bewusst für den Erhalt und gegen eine Neuanlage entschied.

Zustand vor der Restaurierung
Optische Restaurierung
Resopaloberflächen im Fundzustand (links) und restauriert (rechts)

Durch einen Farbbefund konnte die ursprüngliche Farbigkeit von Schacht und Schachttüren ermittelt werden. Hierbei zeigte sich, dass ein in sich stimmiges Farbkonzept aus Kabine, Schacht und Treppenhaus vorlag, das wiederhergestellt wurde. Zusätzlich wurden umfangreiche Reinigungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen durchgeführt, die für die 1960er Jahre typischen Resopaloberflächen restauriert und die abgegriffenen und zerkratzten Eloxalbeschischtungen der Zierteile aus Aluminium im ursprünglichen Farbton wiederhergestellt.

Wiederhergestelltes Farbkonzept in purpur/lichtgrau
Außenruftableau vor und nach der Restaurierung
Blick in die restaurierte Kabine
Technische Restaurierung

Die original erhaltene Steuer- und Antriebstechnik bot den Vorteil, den Bestand ertüchtigen und auf Neuteile verzichten zu können. Eine umfassende Reinigung und Justage aller Relais und Kontakte führte zur Wiederherstellung der Zuverlässigkeit. Die Ertüchtigung der historischen Technik bietet zudem den Vorteil der enormen Langlebigkeit bei richtiger Wartung. Bauteile mit geplanter Obsoleszenz sind hier noch nicht zu finden. Eine Aufwertung der Sicherheit wurde mit dem Einbau eines Zweikreisbremssystems erreicht. Somit steht einem sicheren Weiterbetrieb für die nächsten Jahrzehnte nichts im Wege. 

Zustand der Verkabelung vor und nach der Restaurierung

Verschmutzungsgrad der Relais im Fundzustand (links) und nach der Ertüchtigung (rechts)

Welche Vorteile bietet nun eine solche Maßnahme? Aus wirtschaftlicher Sicht erhält sie Werte. Eine Aufzugsanlage der 1960er Jahre verbraucht in Bereitschaft nahezu keinen Strom, ist in der Lage, Fahrten effizient abzuwickeln und bei korrekt durchgeführter Wartung überaus langlebig. Vorteile, die bei einer klassischen Modernisierung zumindest teilweise verloren gingen. Aus Nutzersicht hat sich ein hässliches Entlein zu einem Schwan gewandelt. Es ist ein Aufzug entstanden, der zum Charakter des Gebäudes passt – ein liebenswerter Klassiker und sicherer Begleiter für den Alltag.